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Felge umspeichen

Wann sollte man eine Felge austauschen?

Nicht nur Unfallschäden sind ein Grund für einen Felgentausch. Bei Fahrrädern mit Felgenbremsen stellen die Felgen generell ein Verschleißteil dar - bei jedem Bremsvorgang werden die Flanken minimal abgerieben. Besonders im Stadtverkehr und beim ganzjährigen Einsatz bei jedem Wetter kann dies je nach Ausführung und verwendeten Bremsklötzen dazu führen, daß die Flanken nach 15000 bis 20000 km so dünn sind, daß sie sich unter dem Druck des aufgepumpten Reifens nach außen biegen. Im schlimmsten Fall gibt es einen "Felgenplatzer" - die Flanke reißt und bildet eine deutlich sichtbare "Beule".

Damit man den Verschleiß rechtzeitig feststellen kann, haben manche Felgen sogenannte "Verschleißindikatoren" - entweder eine dünne Rille in der Flanke, die irgendwann komplett verschwunden ist, wenn die Flanke zu dünn geworden ist oder ein Hohlraum, der sichtbar wird.

Aber auch ohne solche Hilfsmittel bemerkt man eine "durchgebremste" Felge früh genug, wenn man auf bestimmte Anzeichen achtet:

Eine Kontrolle, ohne den Reifen komplett abzunehmen: Man lässt die Luft aus dem Reifen und misst die Breite der Felge mit einem Schieblehre an mehreren Punkten. Dann pumpt man den Reifen mindestens auf den angegebenen Maximaldruck auf und misst die Breite der Felge an den selben Punkten erneut. Wenn sie nun breiter ist als vorher, sind die Flanken schon so dünn, dass sie unter Druck nachgeben.

Sofern die Speichen noch in Ordnung sind, muss man aber die Nabe nicht gleich komplett neu einspeichen - man kann auch einfach auf eine neue Felge umspeichen, was etwas Zeit und Geld spart und auch für Leute mit weniger Erfahrung im Laufradbau machbar ist. Man kann das auch als gute Übung für den späteren Bau eines komplett neuen Laufrads betrachten.

Voraussetzungen

Wichtigster Punkt: Die neue Felge muss den selben effektiven Durchmesser (ERD - effective rim diameter) haben - d.h. der Innendurchmesser, der für die erforderliche Speichenlänge relevant ist, muss identisch sein. Im Idealfall verwendet man das selbe Modell, aber es gibt auch vergleichbare Exemplare verschiedener Hersteller, die untereinander "kompatibel" sind, wie z.B. Rigida ZAC 2000 und Exal ZX 19.

Des weiteren sollte das Laufrad vorher schon mit hoher Speichenspannung gebaut worden sein, nur dann sind die Speichen noch stabil genug und nicht durch häufige Lastwechsel zu stark vorgeschwächt.

Neben einer neuen Felge sollte man ggf. Ersatznippel und ein neues Felgenband bereitlegen, besonders wenn das Felgenbett der neuen Felge deutlich breiter oder schmaler ist.

Als Werkzeug wird ein Speichenschlüssel bzw. "Nippelspanner" benötigt und ein Schraubendreher mit flachem Kopf. Ein Zentrierständer erleichtert die Arbeit ungemein, ist aber nicht zwingend erforderlich.

Vorgehensweise

Generell: Geduld mitbringen! Ein solcher Umbau dauert etwa 1-2 Stunden, je nach Erfahrung. Besonders beim abschließenden Zentrieren sollte man sich Zeit nehmen.

Nachdem man Reifen, Schlauch und Felgenband komplett entfernt hat, legt man die alte und neue Felge exakt aufeinander - und zwar so, dass auch die Ventilbohrungen exakt nebeneinander liegen. Das ist wichtig, damit das Ventil später wieder an der richtigen Stelle landet und nicht an einer ungünstigen Position zwischen zwei, sich kreuzenden Speichen. In dieser Position fixiert man die Felgen an zwei oder drei Stellen mit einem Klebeband oder Kabelbindern.

Nun lockert man die Speichen an der alten Felge indem man jeden Speichennippel nacheinander um ein bis zwei Umdrehungen lockert. Am besten man beginnt an der Ventilbohrung und arbeitet sich einmal um die Felge herum. Das wiederholt man, bis alle Speichen locker sind. Die Speichennippel werden nicht komplett entfernt, da die alte Felge ja vorerst an ihrem Platz bleiben soll!

Nachdem nun alle Speichen gelockert sind, kann man mit dem "Umzug" beginnen, indem man jede Speiche nacheinander von der alten auf die neue Felge bringt:

Nachdem nun alle Speichen in der neuen Felge montiert sind und die alte Felge abgenommen wurde, müssen die Speichen noch ausreichend gespannt werden - dazu kommt nun der Zentrierständer und der Speichenschlüssel zum Einsatz. Zur Not kann man auch das Laufrad wieder in das Fahrrad einbauen und die Bremsklötze als Orientierung verwenden. Eine genaue Anleitung zum Thema "Zentrieren" findet man auf den folgenden Seiten:

http://www.fa-technik.adfc.de/Werkstatt/Zentrieren/