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Fahrrad abschließen

Kürzlich habe ich vor dem Gebäude, wo ich täglich arbeite, folgende Situation vorgefunden:

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Nun - was ist daran so bemerkenswert? Ganz einfach: Es ist sinnlos, ein Fahrrad so anzuschließen, da man das Stahlseil einfach über den Sattel heben kann. Mag sein, dass der Besitzer es eilig hatte und nicht darauf geachtet hat. Aber auch sonst sind solche Schlösser zweifelhaft - das Stahlseil lässt sich mit einer halbwegs guten Zange leicht durchtrennen, mit einem Bolzenschneider sowieso.

Was macht ein gutes Schloß aus?

Kein Schloß kann absolute Sicherheit bieten. Mit geeignetem Werkzeug und genügend Zeit bekommt man jedes Schloß auf - auch Bügelschlösser halten einer mobilen "Akku-Flex" nicht lange Stand. Das Entscheidende ist daher, dass der Aufwand für Diebe möglichst hoch ist und dadurch die Gefahr eines Diebstahls sinkt.

Neben der eigentlichen Schloßkonstruktion sollte auch der Schließmechanismus nicht vergessen werden - einfachere Schlösser lassen sich von Dieben mit entsprechender Erfahrung leicht "picken", also ohne Schlüssel öffnen. Das selbe gilt auch für viele billigeren Zahlenschlösser.

A propos "billig": Ein hoher Preis ist zwar nicht automatisch die Garantie für bessere Sicherheit - aber man sollte durchaus nicht zu sparsam bei der Anschaffung sein. Von einem 5-EUR-Spiralschloss aus dem Supermarkt kann man nicht erwarten, dass es nennenswerten Schutz bietet. Halbwegs brauchbare Schlösser können durchaus 40 EUR und mehr kosten.

Dass man Schlösser mit Eisspray kühlen und dann mittels Hammer aufbrechen kann, ist übrigens eine Legende, die sich aber hartnäckig hält.

Modellvarianten

Völlig ungeeignet: Spiralschlösser und Stahlseile.

Stahlseile, auch wenn sie dick sind und robust aussehen, lassen sich mit einem handelsüblichen Seitenschneider, den ein Dieb bequem in der Jackentasche dabei haben kann, sehr schnell durchtrennen - sie werden daher auch oft als "Geschenkbänder" bezeichnet, weil einfachste Ausführungen als "Spiralschlösser" als Zugabe für neue Fahrräder beigelegt werden.

Ein bisschen besser: Stahlseile mit Stahlhülsen.

Um die Stahlseile besser zu schützen, bieten einige Hersteller auch die Kombination aus Stahlseil und Hülsen an, die vor einfachstem Auftrennen mit Seitenschneidern schützen sollen. Gegen einen Bolzenschneider sind solche Schlösser aber in der Regel generell machtlos.

Vorsicht: Manche Produkte sind so billig konstruiert, dass beim Biegen des Seils oder durch Alterung ein Spalt zwischen den Hülsen ensteht, durch den man wiederum leicht an das empfindliche Stahlseil herankommt. Oft ist auch das Stahlseil nur ein relativ dünner Draht, womit das Ganze eindeutig in die Kategorie "Mogelpackung" fällt.

Mogelpackung: Titanband

Unter dem dem Namem "TiGr" bietet die Firma Stanton Concepts ein Titanband als Fahrradschloß an. Der Hersteller behauptet, das Schloß wäre aufgrund seiner Form und des Materials genauso sicher wie ein Bügelschloß und belegt dies auch durch ein Video, in dem ein Tester sich mit einer Säge abmüht und auch erfolglos mit einem Bolzenschneider.

Tatsächlich ist das schlicht falsch, wie ein Video auf http://www.youtube.com/watch?v=kb8YoT9Q9VA eindrucksvoll demonstriert - in fünf Sekunden kann man das Ding mit einem Bolzenschneider auftrennen!

Brauchbarer: Bügelschlösser.

Bügelschlösser aus zähem Stahl werden oft empfohlen als sichere Variante. Hier kommt ein Dieb in der Tat mit leichterem Werkzeug meist nicht weit - abgesehen von der schon erwähnten Akku-Flex.

Nachteilig an Bügelschlössern ist, dass sie recht sperrig und schwer sind, wenn man damit sein Fahrrad an Lampenmasten o.Ä. anschließen können möchte.

Alternative: Ketten

Stabile Ketten aus gehärtetem Stahl können eine Alternative zu Bügelschlössern sein. Für den Transport kann man sie um die Sattelstütze wickeln oder in Taschen am Rahmen aufbewahren, die manche Hersteller dafür anbieten.

Alternative: Faltschlösser

Faltschlösser bestehen aus mehreren Stahlstreifen, die mit Gelenken verbunden sind und sich zu einer kompakten Einheit zusammenfalten lassen - ähnlich wie ein Zollstock - die dann in einer Halterung am Rahmen untergebracht wird. Sie sind flexibler einsetzbar als Bügelschlösser, bieten aber bei guter Verarbeitung eine ähnlich hohe Sicherheit.

Schlösser am Rahmen

Für kurzzeitiges Abschließen des Fahrrads - etwa beim Einkaufen - und als zusätzliche Sicherung können fest montierte Schlösser am Rahmen eine sinnvolle Ergänzung sein - wenn es sich um vollständig schließende Ringschlösser oder Stahlbügel handelt, mit denen die Streben des Hinterbaus oder die Gabel abgeschlossen wird.

Der Vorteil ist, dass ein Dieb hier kaum Ansatzpunkte hat, um das Schloss aufzubrechen. Bolzenschneider und Akku-Flex lassen sich aufgrund des beengten Platzes kaum ansetzen.

Die früher oft noch verbreiteten simplen Rahmenschlösser mit Schieber am Hinterbau sind aber völlig ungeeignet, da sie lediglich von der Seite in die Speichen greifen und sich mit einem Schraubendreher oder auch einfach nur grober Gewalt leicht aufbiegen oder abbrechen lassen.